Wie funktioniert die beschädigungsfreie Türöffnung durch den Schlüsseldienst?

Schlüsseldienst Werkzeug

Wer den Schlüsseldienst ruft, weil die Tür zugefallen ist oder gar der Schlüssel einer verschlossenen Tür verloren wurde, wünscht sich möglichst eine beschädigungsfreie Türöffnung. Das ist oft, aber nicht immer möglich.

Wann gelingt die beschädigungsfreie Türöffnung auf jeden Fall?

Wir müssen bei der verschlossenen Tür grundsätzlich drei Szenarien unterscheiden:

  • #1 Die Tür ist beim Gang zur Mülltonne einfach zugefallen. Sie wurde nicht verschlossen. In diesem Fall ist praktisch immer eine beschädigungsfreie Öffnung möglich, und zwar auch dann, wenn der Schlüssel aus Gewohnheit von innen im Schloss steckt.
  • #2 Die Tür wurde verschlossen. Sie haben den Schlüssel im Büro vergessen oder verlegt, vielleicht haben Sie ihn unterwegs verloren, unter Umständen wurde er Ihnen gestohlen. Ob ein Schlüsseldienst diese Tür beschädigungsfrei öffnen kann, hängt von der Art des Schlosses ab. Oft ist dies möglich.
  • #3 Die Tür wurde von innen verschlossen, der Schlüssel steckt von innen. Eine beschädigungsfreie Öffnung ist zwar bei einigen Schlössern theoretisch möglich, jedoch dürfte sich wohl in der Wohnung eine hilflose Person befinden. Es ist also Eile geboten. Wenn Sie jetzt einen Rettungsdienst, die Feuerwehr oder Polizei rufen, öffnen diese wegen Gefahr im Verzug die Tür auf jeden Fall gewaltsam. Möglicherweise beschädigen sie dabei sogar die Tür samt Rahmen oder ein Fenster (falls zugänglich). Der Schlüsseldienst kann Ihnen auch kurzfristig helfen und lässt dabei die Tür in Ruhe. Allerdings öffnet er in der Eile das Schloss meistens nicht beschädigungsfrei. Es muss rasch aufgebohrt oder gefräst werden.

Können Sie eine zugefallene Tür selbst öffnen?

Auch dies gelingt manchen Menschen mit Expertise und Geschick. Sie könnten es mit einem Draht, einer Kreditkarte oder einer aufgeschnittenen Plastikflasche schaffen. Mit einer Schnur und einer Toilettenpapierrolle ist es unter Umständen machbar, im Erdgeschoss ein gekipptes Fenster ganz zu öffnen. Für diese Tricks gibt es Anleitungen im Internet, doch wer in der Notsituation der zugefallenen (nicht verschlossenen) Tür unter entsprechendem Stress mit solchen Übungen beginnt, wird feststellen, wie schwierig sie sind. Sie erfordern Sachkenntnis und eine erhebliche Fingerfertigkeit. Kurz und gut: Die meisten Menschen bekommen ihre zugefallene Tür nicht selbst auf. Es ist freilich anzumerken, dass Einbrecher diese Tricks beherrschen. Daher sollten Sie Ihre Tür beim Verlassen der Wohnung immer abschließen. Wenn sie Ihnen zugefallen ist, kommt es darauf an, rasch und am besten mithilfe des Schlüsseldienstes wieder in die Wohnung zu gelangen, um den Schlüssel an sich zu nehmen. In so einem Fall gelingt das (siehe oben) beschädigungsfrei und kostet auch nicht viel.

Können Sie vom Schlüsseldienst die beschädigungsfreie Öffnung verlangen?

Nein, das können Sie nicht. Es hängt von den oben geschilderten Umständen ab, ob die beschädigungsfreie Öffnung möglich ist. Ein seriöser Schlüsseldienst verspricht auch keinesfalls in jedem Fall die beschädigungsfreie Öffnung. Doch er befragt Sie am Telefon nach den Umständen und schätzt dann die Situation ein. Auch die relativ genauen Kosten und der Zeitrahmen bis zur Öffnung lassen sich dabei schon benennen. Schauen wir uns nun einige der Techniken an, mit denen Schlüsseldienste Türen oft auch beschädigungsfrei öffnen können. Wichtig zu wissen: Es sind teilweise Spezialwerkzeuge erforderlich, die von den Herstellern aus Sicherheitsgründen nur an Schlüsseldienste verkauft werden.

Techniken der Türöffnung

Die nachfolgend genannten Techniken stellen nur eine Auswahl des Gesamtrepertoires dar. Es lässt sich aber daran erkennen, wie viele verschiedene Methoden eigentlich die Türöffnung ermöglichen:

Picks als Wunderwaffe: Lockpicks sind durchaus imstande, auch eine verschlossene Tür beschädigungsfrei zu öffnen. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen, so als Multipicks, E-Picks und weitere Tools, die wie erwähnt, normalerweise nur Schlüsseldiensten verkauft werden, weil sie die Normalbevölkerung aus Sicherheitsgründen nicht erhalten soll. Mit Picks lassen sich die Perkussionsmethode und eine klassische Methode anwenden. Die Perkussionsmethode basiert auf einem klopfenden (perkussiven) Signal an das Schloss, das abschnittsweise von einem Kernstift zum nächsten wandert und die Stifte sekundenlang in der freien Schwebe hält, wodurch sie sich entriegeln lassen. Bei der klassischen Methode drückt der Mitarbeiter des Schlüsseldienstes einzelne Stifte im Schloss der Reihe nach herunter, bis er den Schließzylinder drehen kann. Der E-Pick versetzt die Sperrstifte in Schwingungen, bis sie sich kurzzeitig in der Öffnungsposition befinden.

Haken: Mit dem Haken bringt der Experte die Sperrstifte durch Drücken und Drehen in die Öffnungsposition.

Öffnungsnadel: Auch hiermit bewegt man die Sperrstift oder einen sonstigen Mechanismus im Schloss. Daher gehört der klassische Dietrich auch in diese Kategorie. Moderne Schlösser lassen sich allerdings kaum noch so öffnen.

Glocke: Mit der Glocke lässt sich bei nicht verschlossenem Schloss der gesamte Zylinder herausziehen. Auch hierbei wird nichts beschädigt.

Schlagschlüssel: Diese Türöffnung ist schon etwas invasiver. Mit dem Schlagschlüssel werden die Stifte quasi in ihre Öffnungsposition geschlagen. Dabei kann es, muss es aber nicht Beschädigungen geben.

Bohrer: Mehrfach verschlossene Schlösser werden, wenn es schnell gehen muss, aufgebohrt. Der Zylinder ist danach unbrauchbar, lässt sich aber relativ preiswert ersetzen. In Notfällen gehen insbesondere die Rettungsdienste bzw. die Polizei so vor. Immerhin bleibt die Tür samt Rahmen intakt.

Türfallengleiter: Dieser wird wie eine Kreditkarte oder in den Türschlitz in Höhe der Türfalle gesteckt, um den Verschluss zu öffnen. Die Konstruktion moderner Türen lässt die Methode aber kaum noch zu, auch wenn professionelle Türfallengleiter an viele Türformen angepasst sind. Die Tür darf hierfür nicht verschlossen sein.

Lock-off: Der Lock-off lässt sich durch den Türspion schieben, um dann die Klinke herunterzudrücken. Auch das funktioniert nur bei einer unverschlossenen, lediglich zugefallenen Tür. Der Türspion muss anschließend ersetzt werden.

Fensteröffner: Sollte im Erdgeschoss ein Fenster angekippt sein, kann der Fensteröffner – bestehend aus Kugel und Zylinder – das gekippte Fenster zunächst in Schließposition bringen und dann öffnen.

Türspreizer: Dieses Gerät bricht die Tür auf und kommt wirklich nur in Notfällen zum Einsatz. Der Schaden ist beträchtlich.

Können Schlüsseldienste auch elektronische Schlösser öffnen?

Sie können es, wenn sie Zugang zur Datenbank haben, welche die Codes verwahrt. Dieses Verfahren setzt sich allmählich durch. Im Kfz-Bereich ist es schon lange üblich, auf die Herstellerdatenbank für einen Ersatzschlüssel zuzugreifen. Das Thema ist freilich heikel und in der Öffentlichkeit noch nicht sehr präsent. Das hat mehrere Gründe: Zunächst einmal gibt es noch nicht viele solcher Schließanlagen, und wenn, schützen sie eher öffentliche Räume, Hotels, Firmenbüros etc. Es gibt aus diesem Grund auch noch nicht viele Schlüsseldienste, die über entsprechende Datenzugänge verfügen. Die Nutzer dieser Räume gewähren diese Zugänge nicht ohne Weiteres, denn sie können meistens auf einen Generalschlüssel zugreifen. Das muss natürlich im Notfall klappen. Wer daher Schlüsselinhaber einer elektronischen Schließanlage ist, die mit Keycards geöffnet wird, sollte darauf achten, telefonisch gut erreichbar und am besten mit dem Verfügungsberechtigten des Generalschlüssels vernetzt zu sein, um im Ernstfall entweder schnell selbst vor Ort zu sein oder den Generalschlüsselinhaber zu benachrichtigen. Wenn das nicht möglich und auch kein Schlüsseldienst in der Nähe ist, der auf die Codes zugreifen kann, wird in einem echten Notfall (hilflose Person im Raum, Rauchentwicklung, Gasgeruch etc.) die Tür durch die Feuerwehr, die Polizei oder den Rettungsdienst regelmäßig gewaltsam geöffnet, was wie erwähnt immer einen teuren Schaden verursacht.

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